Es ist allseits bekannt, dass die Beziehung von Schwiegermutter und Schwiegertochter oft konfliktbelastet und schwierig ist. Trotzdem werden leidgeprüfte Schwiegertöchter noch immer nicht ernst genommen oder sogar belächelt. Eine Situation, die Betroffene in die Einsamkeit und Verzweiflung drängt.

Online-Kommentare wie „das ist ja wohl Satire“ oder „haha, nicht ernsthaft oder?“  finden sich als Reaktion auf Anzeigen betreffend Konfliktunterstützung für Schwiegertöchter wieder.

Liest eine betroffene Schwiegertochter diese Kommentare, muss das wie ein Schlag in die Magengrube sein. Oder aber, es ist für sie einfach nur ein Spiegel dessen, was sie sowieso schon in ihrem Alltag erlebt, wenn Sie von der belastenden Beziehung zu Schwiegermutter berichtet.

Die Reaktion vieler Menschen zeigt, dass Opfer von emotionalen Belastungen unterschiedlich wahrgenommen werden. Kommt ein emotionaler Missbrauch von der Schwiegermutter, wird dieser als weniger „schlimm“ angesehen – und dies, obwohl Beiträge über Narzissmus usw. Konjunktur haben. Davon scheinen jedoch Schwiegertöchter ausgenommen zu sein.

Diese Pille ist für Schwiegertöchter doppelt schwer zu schlucken: Meist sind betroffene Schwiegertöchter Frauen in der Mitte des Lebens, die sich ohnehin schon in anspruchsvoller Lebenssituation befinden; mitten in der Karriere und/oder mit der Betreuung des Nachwuchses beschäftigt.

Erschwerend kommt hinzu, dass die allseits empfohlene Distanzhaltung bei emotionalen Angriffen besonders schwierig ist, wenn es sich dabei um die Schwiegermutter handelt, da sie ja quasi zur Familie gehört. Bei einer Distanzhaltung zur Schwiegermutter kochen häufig weitere Konfliktherde hoch, da die ganze Schwiegerfamilie plus Mann und Kinder gezwungenermaßen involviert sind. Eine wirkliche Abgrenzung ist also fast nicht möglich.

Da Konflikte mit der Schwiegermutter noch immer belächelt werden, schämen sich Schwiegertöchter, ihre Probleme im Außen anzusprechen und bleiben mit ihren Gefühlen und Nöten weitestgehend alleine. Hilfe wird dabei erst in größter Not in Anspruch genommen. Sogar online sind Schwiegertöchter zurückhaltend über ihre Probleme zu berichten – zu groß ist die Angst und die Scham, die Schwiegermutter oder jemand anderes von der Schwiegerfamilie könnte davon erfahren. Auffällig oft fällt der Satz in Schwiegertöchter-Foren: „Ich poste das jetzt nur anonym, weil ich angst habe, dass die Familie davon erfährt!“

Es ist ein wahres Dilemma, in dem sich betroffene Schwiegertöchter befinden. Als eine betroffene Schwiegertochter in so einem erwähnten Forum von unserer Online-Hilfe für Schwiegertöchter erfuhr, schrieb sie den Satz: „Endlich werden wir ernst genommen!“ Ein Satz, der in der heutigen Zeit aufhorchen lassen sollte.

Es liegt an jedem einzelnen von uns, keinen Unterschied zwischen Geschädigten zu machen und das Leid nicht danach zu urteilen, was die Ursache davon ist oder wer der Angreifer:in. Es wäre von Nöten, in Sinne der Opferhilfe da zu sein, die Sorgen ernst zu nehmen und ehrlich zuzuhören. Solange die Gesellschaft dafür keine Verantwortung übernimmt, lassen wir Tausende von Frauen alleine.